AHK Tschechien - News

Zukunftstechnologien: Tschechien nimmt in Sachen Nanotech an Fahrt auf

07.05.2015

Tschechien wird in Deutschland bisweilen noch als verlängerte Werkbank, als „Billiglohnland“ wahrgenommen. Umso überraschender für manch einen präsentiert sich das Land deutschen Akteuren als ernst zu nehmender Partner in den Zukunftstechnologien. Vom 4. bis 6. Mai trafen sich erstmals Unternehmens- und Clustervertreter der Nanotechnologie beider Länder in Prag, um über einen möglichen Schulterschluss bei der Markteroberung und der technologischen Weiterentwicklung zu beraten. Der „1. Deutsch-Tschechische Workshop für Unternehmergeist in der Nanotechnologie“ wurde organisiert von Germany Trade & Invest und CzechInvest und unterstützt vom EU-finanzierten Kooperationsnetzwerk NANORA, dem Branchenverband „Nano in Germany“, der Fraunhofer Allianz Nanotechnologie sowie der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK).


„Traditionelle Industrien wie der Maschinenbau oder die Automobilbranche bieten in beiden Ländern Möglichkeiten von Technologiesprüngen, beispielsweise bei funktionalen Beschichtungen, Filtern, Sensoren oder Speichertechnologien in der Nanodimension“
, erklärt Dr. Rainer Müller, Branchenspezialist für Nanotechnologie bei Germany Trade & Invest. „So hat Tschechien den Übergang von der traditionellen Textilindustrie hin zu Funktionstextilien aus Nanofasern beeindruckend gut bewältigt.“

Für Tschechiens Vize-Minister für Industrie und Handel, Tomáš Novotný, ist der Einsatz von Nanotech aber nicht auf die traditionellen Industriesektoren beschränkt. Gerade in Zukunftsbranchen wie Neue Werkstoffe, Biotech oder Photonik sei die Nanotechnologie Innovationstreiber. Der Vize-Minister verwies auf die nationalen und EU-Förderinstrumente, die in Tschechien für die Entwicklung solcher Innovationen bereit stehen.

Deutschlands Botschafter in Tschechien, Dr. Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven, ermunterte daher bei der Eröffnung des Workshops die deutschen Unternehmer zu mehr Engagement im Land: „Sie werden beeindruckt sein, welchen starken Fokus die tschechische Nanobranche bereits auf konkrete Anwendungen gelegt hat.“

Auch Rudolf Fischer, DTIHK-Präsident, rief beide Seiten auf, in Zukunft mehr gemeinsame Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu entwickeln. Nur so könnten die kleinen und mittelständischen Betriebe im Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsregionen bestehen. „Um die Nanotechnologie aus den Laboren in die wirkliche Anwendung zu bringen, sind nicht nur Anschubfinanzierungen nötig, sondern auch Unternehmergeist und vor allem grenzüberschreitende Kooperationen.“

Im Laufe der Konferenz stellten Firmenvertreter aus beiden Ländern ihre Produkt- und Verfahrensinnovationen vor. Präsentiert wurden Zementzusätze für stabileren Beton ebenso wie selbstreinigende Fassaden und Schwimmbecken oder anti-allergene Bettwäsche, Gewebe für die Wundheilung und ultrafeine Luftfilter. Ein solcher Erfahrungsaustausch zwischen der tschechischen und deutschen Nanotech-Szene habe bislang gefehlt, hieß es von Seiten der Teilnehmer. Erste Geschäftskontakte und Liefervereinbarungen wurden gleich am Rande des Workshops geknüpft, gemeinsame Forschung und Entwicklungsvorhaben diskutiert. Eine Fortsetzung der binationalen Konferenz im nächsten Jahr ist geplant.

"Deutsche Präzision und tschechische Improvisation können sich in dieser Branche wunderbar ergänzen", resümierte Jiri Kus, der Geschäftsführer des tschechischen Nanotechnologieverbandes.


Pressebilder zum Download finden Sie » hier.


Kontakt:
Christian Rühmkorf

Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs
Tel.: +420 221 490 303
E-Mail: ruehmkorf@dtihk.cz