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Babiš: Wir sitzen gemeinsam mit Deutschland in Europa in einem Boot

30.05.2019

„Ich bin froh, dass deutsche Firmen bei uns investieren, Leute beschäftigen und gesellschaftliche Verantwortung zeigen,“ sagte Premier Andrej Babiš am Mittwoch auf der Mitgliederversammlung der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer. Neben den Investitionen waren die Reform des Ausbildungssystem und auch die Zukunft Europas ein Thema. Minister Havlíček informierte die Unternehmer, es solle noch in diesem Jahr der Gesetzesentwurf für eine duale Ausbildung vorliegen. Inspiration solle aus Deutschland und der Slowakei kommen.

Wir sitzen mit Deutschland in Europa in einem Boot“, erinnerte Premier Babiš in seiner Rede an die gemeinsamen Interessen Tschechiens und Deutschlands und fügte hinzu: „Ich bin überzeugt, dass wir eine starke Stimme für die Zukunft Europas sein können, das sich derzeit an einem Scheideweg befindet. Und ich glaube fest an diese Zukunft.“

Thema waren auch die Investitionen deutscher Firmen in Tschechien. In den letzten Monaten wird in Politik und Medien vermehrt über Investitionen und auch Reinvestitionen ausländischer Unternehmen diskutiert, meist in Zusammenhang mit dem Abfluss der Gewinne aus Tschechien. Statistiken der Tschechischen Nationalbank zeigen jedoch, dass in den letzten Jahren das Volumen der reinvestierten Gewinne in Tschechien gewachsen ist. Deutsche Unternehmen stehen im Ländervergleich in Sachen Reinvestitionen mit insgesamt 335 Milliarden Kronen an der Spitze aller Länder – ihr Anteil macht ein Viertel aller Reinvestitionen aus.

Diese Gelder fließen in Kapazitätserweiterung, in Modernisierung der Produktionsmittel, der Betriebe und der Arbeitsbedingungen. Ein Gutteil der Mittel fließt in Corporate Social Responsibility. Damit tragen die Investoren wesentlich zum Transformationsprozess hin zu einer modernen, verantwortungsbewussten tschechischen Wirtschaft bei“, so DTIHK-Geschäftsführer Bernard Bauer, der die Ergebnisse der Umfrage zu Investitionen in die Unternehmensverantwortung vorstellte. Sie wurde im Mai unter den DTIHK-Mitgliedern, meist deutschen Investoren, durchgeführt.

Als Reaktion darauf bedankte sich Premier Babiš bei den deutschen Firmen für ihr Engangement: „Wir sind froh, dass Sie hier investieren und gesellschaftliche Verantwortung zeigen.“ Darüber müsse mehr und lauter gesprochen werden, verantwortungsbewusste Firmen wolle er belohnen, so Babiš.

Als einen bedeutenden ihrer Unternehmensverantwortung sehen die Firmen ihre Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowohl zukünftiger als auch bereits bestehender Mitarbeiter. Etwa die Hälfte aller Firmen führte an, sie gäben mehr als 4 Prozent aller Gesamtinvestitionen hierfür aus, Tendenz steigend.

Die Unternehmen verlassen sich bei der Ausbildung nicht auf den Staat und nehmen sie in die eigene Hand. Fast drei Viertel haben in ihrem Betrieb eigene Ausbildungsaktivitäten entwickelt und umgesetzt. Mit Schulen arbeiten zwei Drittel zusammen. Damit wollen die Firmen die Lücken in der tschechischen Berufsbildung kompensieren, die als praxisfern gilt.

Das will die Regierung jetzt ändern: „Ein duales Ausbildungssystem - 25 Jahre wird hier davon nur geredet, wir wollen das Duale. Aber wir können nicht so einfach das deutsche oder österreichische Modell eins zu eins kopieren. Das, was die Handelskammern in Deutschland machen, muss hier die Regierung übernehmen,“ sagte der Industrie- und Handelsminister Karel Havlíček den Unternehmern in der Diskussion. Das Gesetz dazu solle noch in diesem Jahr vorgelegt werden. Babiš fügte hinzu, dass sich die Regierung am deutschen und slowakischen Modell orientieren wolle.

Um die Verbreitung des dualen Ausbildungssystems, bei dem sich der praktische Teil im realen Umfeld des Unternehmens abspielt, bemüht sich die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer schon mehr als zehn Jahre: „Nur im Unternehmen erlebt der Auszubildende, der Lehrling, die Wirklichkeit der Arbeitswelt und erlernt, was er in seinem Job braucht,“ sagte DTIHK Präsident Jörg Mathew.

 

Ergebnisse der DTIHK-Umfrage zu Unternehmensverantwortung

Kontakt:
Christian Rühmkorf
Tel.: +420 221 490 303
E-Mail: ruehmkorf(at)dtihk.cz

Foto: Jaromír Zubák

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